Geschichte Famagustas

9115951592_f9a0e52f0f_oFamagusta: Stadtgeschichte

Enkomi (16. – 12. Jh .v.Chr.)

Ein Städtchen das Anfang des 16. Jhs.v.Chr. in östlichen Zypern, an der Pediaios Mündung gegründet wurde. Es wurde in zeitgenössische, schriftlichen Quellen erwähnt und durch Ausgrabungen als Licht gefördert. Die Stadt lebte  von der Kupferindustrie. Man hat Kupferwerkstätten entdeckt, das Erz wurde vom Hafen der Stadt exportiert.

Alasia

In Keilschrift Tafeln aus dem 18. und 17. Jh.v.Chr. aus Mari, in Mesopotamien wird, in Verbindung mit der Produktion und den Export von Kupfer, ein Ort mit dem Namen  “Alasia” genannt. Archäologische Untersuchungen zeigen, dass   Alasia mit der gesamten Insel gleichzusetzen ist.

Salamina 11. – 3. Jh.v.Chr.

Salamis, die Stadt des Teukros, Sohn des Telamon und der Hesione, ist die berühmteste zyprische Stadt. Sie ist auch der Beweis für die Existenz der Achäer auf Zypern. In diese Periode von drei Jahrhunderten florierten die zyprische Königreiche.

Evagoras I ( 435 – 375v.Chr.)

Eine der wichtigsten antiken Persönlichkeiten der Insel war der König von Salamis Evagoras I , der nach Isokrates ein “guter König nicht nur von Salamis, sondern von ganz Asien sein könnte” . Er führte den Aufstand gegen die Perser, hat die griechische Herrschaft in Salamis 411v.Chr. wiederhergestellt, und versuchte die zyprische Königtümer  zu vereinigen. Es folgte die Hellenisierung der Insel und es war Evagoras, der das griechische Alphabet auf Zypern einführen ließ. Nach seiner Ermordung, um 374v.Chr. ,folgte ihm sein Sohn Nikokles (373 -361 v.Chr.) auf dem Thron.

Das im 11. Jh.v.Chr.  gegründete Königtum  Salamis wurde aufgelöst als Ptolemaios Soter Zypern dem ägyptischen Ptolemaier-Reich  angegliedert.

Arsinoe

294 v.chr. Ptolemaios I eroberte Zypern. Ptolemaios II Philadelphos hat drei Städte auf Zypern gegründet und hat sie nach seiner Schwester Arsinoe genannt, die nach ihrem Tod vergöttlich wurde. Eine diese Städten ist im Gebiet von Marion, die zweite in der Nähe des Dorfes Yeroskipou und die dritte wurde “nach” Salamis gebaut, wie Strabo überliefert ; ” und nach diese Salamis gibt es Arsinoe eine Stadt und Hafen.” Dementsprechend muss Arsinoe nach 274 v.Chr. von Ptolemaios gegründet worden sein, da bereits Salamis zu diesem Zeitpunkt zerstört war.

Konstantia

Die endgültige Zerstörung Salamis ereignete sich 332 n.Chr und 342 n.Chr. durch weitere Erdbeben. Konstantios, einer der drei Söhne Konstantin des Großen, baute die Stadt wieder auf und benannte Sie in  Konstantia um.

Zerstörung Konstantias durch arabische Überfälle

Mitte des 7.Jh.n.Chr. beginnen arabische Überfälle gegen die Insel. Dabei wird auch Konstantia in Schutt und Asche gelegt. Die Stadt wird verlassen und die Bewohner ziehen südlicher nach Arsinoe. Die arabische Invasionen dauern bis 965 n.Chr. als Nikephoros Phokas es schafft Zypern von den Arabern zu befreien. Salamis – Konstantia wurde endgültig verlassen, der Erzbischof- Sitz wurde in die neue Stadt Ammochostos verlegt.

Ammochostos (Famagusta)

Über die Gründung der Stadt wissen wir wenig. Vom 3.Jh.n.Chr. bis etwa dem 12.Jh. gibt es eine Lücke in der geschichtlichen Überlieferung über die  Gründung und Entstehung von Ammochostos. Auch über die byzantinische Stadt gibt es wenig Informationen.

Famagusta unter den Franken (1191 1489)

Famagusta entwickelte sich zur Grundlage der Wirtschaft der Lousignan. Sie ist der wichtigste Hafen und Umschlagplatz des Orienthandels mit Europa.

Besetzung Genuas (1374 -1464)

1374 zerstörte die genuesische Flotte Famagusta. Die Stadt wurde geplündert und blieb unter genuesischen Besetzung für 90 Jahren.

Venezianische Herrschaft (1489 – 1571)

Unter der türkischen Bedrohung übernahm Venedig die Herrschaft über die Insel. Als größte Seemacht des Mittelmeeres hatte sie die Aufgabe die türkische Expansion zu stoppen. Wegen des jahrelang dauernden Streits der Lousignans und der Genuesen war Famagusta verfallen. Ingenieure aus Venedig übernahmen die Aufgabe der Wiedererrichtung der Stadtmauer. Die Pläne wurden von jungen Ingenieur Giovanni Girolamo Sanmichele entworfen, doch er starb durch Krankheit in Famagusta, ohne sein Werk vollenden zu können.

Türkische Herrschaft

1.  Türkische Belagerung (1570 – 1571)

Die Belagerung Famagustas dauerte ein ganzes Jahr. Der militärische Gouverneur  Famagustas , der tapfere  Marc Anton Bragadin hat nach 6 Attacken des Feindes eine “ehrenvolle” Abgabe der Stadt an  Mustafa Pasch ausgehandelt. Das  von Mustafa Pascha unterschriebene Abkommen sah unter Anderem die Evakuierung der europäischen  Kämpfer nach Kreta und das Verbleiben der griechischen Christen in die Stadt unter osmanische Herrschaft. Doch es kam anderes. Die Bevölkerung wurde massakriert, die Stadt geplündert, gebrandschatzt und zerstört. Bragadin und die tapferen  Verteidiger wurden gefoltert. Nur wenige haben überlebt und konnten nach Venedig fliehen. Die überlebenden Christen mussten die befestigte Stadt verlassen. Sie siedelten etwas südlicher, dort wo sie ihre Gärten hatten, die heutige Stadt Varoshia.

2.  Türkische Herrschaft (1571 – 1878)

Vom 1571, dem Beginn der türkischen Herrschaft, begann der Verfall Famagustas. Der reisende

Martini, berichtete unter anderem ; ” in der Nähe der Gärten befindet sich das Dorf Varoshia, wo sich griechisch-orthodoxen Kirchen befinden. Vertrieben von der verbotenen Stadt begannen die Griechen etwas südlicher, außerhalb der Stadtmauer ein neues Leben”.

Englische Herrschaft (1878 – 1960)

Die Engländer übernahmen eine verfallene, orientalische Stadt, haben aber bald die Bedeutung des Hafens von Famagusta erkannt. Als die Britten nach Famagusta kamen, lebten dort 2000 Menschen. Anfang des Jahrhunderts, um 1904, wurden ein paar Verbesserungsarbeiten durchgeführt und eine Eisenbahnverbindung  zwischen Famagusta und Nikosia eingeweiht. Dies war für die Entwicklung des Handels günstig.

Entwicklung  Famagusta (1910 – 1974)

Bevölkerung:

1910 war Famagusta ein Städtchen von 5000 Einwohnern, doch von da an entwickelte sich die Stadt zum dynamischen Zentrum eines Bezirkes von insgesamt 45000 Menschen. Nach 1930 erfährt die Stadt einen  großen Bevölkerungszuwachs. Der Hafen wurde dann gebaut, sodass  bis 1946 die Einwohnerzahl auf 17.500 stieg, 1960 waren es 35.000 und 1973, 39.000 Einwohner. Famagusta war die drittgrößte Stadt Zyperns.

Landwirtschaft:

Famagusta war für Ihre Zitrusgärten bekannt, die sich in der ganzen Stadt und bis zum Strand hin ausdehnten. Zitrusfrüchte gehörten  bis 1974 zu den wichtigsten Exportgüter der Insel.

Industrie:

Bis 1972 produzierte die Stadt 8,5% der gesamten industriellen Güter der Insel. 2932 Menschen waren in der Branche beschäftigt, was 9,2%  der Beschäftigte der gesamten Insel repräsentierte.

Handel:

19,5% der Handelsbetrieben waren um 1972 in Famagusta. Dort arbeiteten  21.3% der gesamten im Handel  Beschäftigten der Insel.

Beschäftigung:

1972 gab es 16.215 Arbeitsstellen. Der größte Teil (4.427) war im Dienstleistungsbereich, gefolgt von 3.830 Arbeitsstellen im Handel, 3.178 in der Industrie, 3.097 im Baugewerbe, 1.513 im Transport.

Der Hafen:

Bis 1974 war Famagustas Hafen der wichtigste der Insel,  sowohl was die Größe als auch die Güter-und Passagierbewegung betraf. Durch seinen Ausbau im Jahr 1965 wurde der Hafen doppel so groß und könnte 16 – 18 Schiffe gleichzeitig fassen. 1973 wurden von hier 491.512 Tonnen Waren exportiert. Im selben Jahr wurden 48,6% der Importe, inclusive der Ölimporte durch diesen  Hafen getätigt. Die Exporte, inclusive der Erze waren 42,7% des Gesamtvolumens.

Tourismus:

Der Bereich aber in dem Famagusta eine riesige Entwicklung machte, war der Tourismus, mit dem Ergebnis, dass  vor 1974 die Stadt das wichtigste touristische Zentrum der Insel war. 1973 waren hier 33 Hotels im Betrieb, mit einer Betten-Kapazität von 4.857. Im ganz Zypern gab es damals 105 Hotel mit 10.796 Betten; das heißt, dass 31,5% der Hotels Zyperns sich in

Famagusta befanden und sie boten 45% der gesamten Betten-Kapazität  an. Die Touristen Übernachtungen waren 1972 49,5% und vermehrten  sich 1973 auf 53,5%. 1974 waren in Famagusta 39 Sternen- Hotels im Betrieb mit einer Kapazität von 6.164 Betten, 7 Hotels ohne Sterne mit 148 Betten, Pensionen mit 90 Betten, und 33 Appartmment-Einheiten mit einer Kapazität von 2.722 Betten.

Kultur:

Die positive Entwicklung in allen genannten Gebieten, hat ohne Zweifel dazu beigetragen ,dass Famagusta sich zum kulturellen Zentrum entwickelte. Malerei, Dichtung, Musik und Theater blühten in der Stadt, die auch oft verschieden  kulturelle Veranstaltungen organisierte.

Famagusta……Geisterstadt

Nach ihre Eroberung am 16. August 1974 durch türkischen Truppen, wurde sie geplündert und anschließend versiegelt. Seitdem ist der Zugang verboten. Der Begriff “Geisterstadt” stammt vom schwedischen Journalisten Jan-Olof Bengston, der im Hafen von Famagusta das schwedische Kontingent der UNFICYP besuchte. Mit dem Blick auf der versiegelten Stadt schrieb er in seiner Zeitung Kvallsposten (24.9.2007) ” die geteerten Straßen sind voller Rissen, auf den Gehwegen wachsen Büsche. Heute – September 1977- die Tische auf denen Frühstück serviert wurde, stehen noch da, die Wäsche hängt noch auf der Leine und die Lichter brennen noch. Varoshia ist eine Geisterstadt”.

Die Rückgabe der Stadt an ihren rechtmäßigen Bewohnern war Objekt von Verhandlungen zwischen  beiden Seiten. 1978 im amerikanisch-britisch-kanadischen Plan gab es eine klaren Vorgabe für die Wiederbesiedlung der Bewohner von Famagusta unter dem Schutz der UNO bei gleichzeitigen Verhandlungen für die Gesamtlösung des Zypern Problems.

Nach dem  Beschluss auf höchste Ebene zwischen den damaligen Präsidenten  der Republik Spyros Kyprianou und des türkisch-zypriotischen Führers Rauf Denstash am 19. Mai 1979, unter der Schirmherrschaft des Generalsekretärs der UNO Dr. Kurt Waldheim, hat die Rückgabe von Famagusta Vorrang,  unabhängig vom Verlauf der Verhandlungen. Es sieht unter anderem vor; “es wird vorrangig versucht eine Einigung für die Wiederbesiedlung in Varoshia unter Schutz der UNO zu erzielen  und gleichzeitig wird eine Studie der Verhandlungspartner durchgeführt über die Verfassungs- und territorialen Themen einer Gesamtlösung. Sobald eine Einigung über Varoshia erziel wird, wird diese verwirklicht, ohne auf die Ergebnisse der Gespräche über andere Themen des Zypern Problems zu warten”. Die türkische Seite hat nicht nur diesen Beschluss nicht erfüllt, sondern besiedelte Famagusta mit Fremden.

Die Republik Zypern hat 1984 das türkische Handeln vor dem Sicherheitsrat angezeigt. Das Sicherheitsrat verabschiedet am 11. Mai 1985 die Resolution Nr. 550 in deren Paragraf 5 stellt es fest; “der Versuch der Besiedlung jeglichen Teils von Varoshia von fremden Personen, außer seinen Bewohnern  ist nicht akzeptable  und verlangt, dass das Gebiet unter der Verwaltung der UNO gestellt wird”. Die Rückgabe von Famagustas an der UNO als Pufferzone wird außerdem vom Beschluss Nr. 789 von 1992 verlangt.

Die Rückgabe der Stadt, der größten europäischen Flüchtlingstadt, ist die Pflicht der Türkei nach  Beschluss der 2. Gipfel zwischen Kyprianou und Denktash 1979 aber auch des Beschlusses des Europaparlamentes von 10. Februar 2010.

Leider aber statt die Türkei über die nicht Erfüllung aller Beschlüsse zu verurteilen,  wurde sie Mitglied des Sicherheitsrates der UNO und hatte die Präsidentschaft des Europarats innen.

Heute, 41 Jahre nach der Invasion, ist die Stadt leer, die Straßen überwuchert, die Häuser eingestürzt. Ratten, Schlangen und wilde Tiere wohnen jetzt in den verlassenen Häusern statt ihre rechtmäßige Besitzer.

 

Quelle. Gemeinde Famagustas